بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمَنِ الرَّحِيمِ
إِنَّ فِي خَلۡقِ ٱلسَّمَٰوَٰتِ وَٱلۡأَرۡضِ وَٱخۡتِلَٰفِ ٱلَّيۡلِ وَٱلنَّهَارِ لَأٓيَٰتٖ لِّأُوْلِي ٱلۡأَلۡبَٰبِ
ٱلَّذِينَ يَذۡكُرُونَ ٱللَّهَ قِيَٰمٗا وَقُعُودٗا وَعَلَىٰ جُنُوبِهِمۡ وَيَتَفَكَّرُونَ فِي خَلۡقِ ٱلسَّمَٰوَٰتِ وَٱلۡأَرۡضِ رَبَّنَا مَا خَلَقۡتَ هَٰذَا بَٰطِلٗا سُبۡحَٰنَكَ فَقِنَا عَذَابَ ٱلنَّارِ
In der Schöpfung der Himmel und der Erde und in dem Unterschied von Nacht und Tag liegen wahrlich Zeichen für diejenigen, die Verstand besitzen, die Allahs stehend, sitzend und auf der Seite (liegend) gedenken und über die Schöpfung der Himmel und der Erde nachdenken: “Unser Herr, Du hast (all) dies nicht umsonst erschaffen. Gepriesen seiest du! Bewahre uns vor der Strafe des (Höllen)feuers..“
(Sure 3 Vers 190-191)
Ehrenwerte Musliminnen und Muslime!
Gott der Erhabene, ruft die Gläubigen dazu auf, stets nachzudenken. In mehr als 600 Versen werden Gläubige zum Nachdenken angeregt. Kontemplation ist Auferlegung dem eigenen Selbst, um über die eigene Innenwelt nachzudenken, dass man Gegebenheiten und Geschehnisse permanent prüfend hinterfragt und dass man sich bedeutungsvolleren und tieferen Gedanken öffnet, indem man die Dinge aus immer neuen Blickwinkeln betrachtet. Berücksichtigt man seine Wortbildung, so steht der Begriff tefekkur für einen systematischen, tiefgründigen, andauernden Denkprozess, nicht jedoch für eine simplere Form des Denkens.
Die tiefe Kontemplation ist eine grundlegende Lehre unserer Religion. Etliche Verse des Korans schließen mit einem Verweis darauf ab, nachdem etwa die Rede von den Sternen, dem Himmel, den Wolken, dem Wind usw. war. In diesem Zusammenhang werden diese Themen im Koran stets mit einer tiefen Kontemplation verknüpft. Ferner heißt es, dass es für Menschen die Ihren Verstand gebrauchen in alldem, Hinweise auf die Existenz und Einheit Gottes liegen. Einige von ihnen enden mit einer Akzentuierung des Denkens, einige mit einer Akzentuierung des Reflektierens, einige mit einer Akzentuierung des Wissens. Diese Akzentuierungen unterscheiden sich im Detail, meinen aber im Grunde das Gleiche, nämlich, dass der Mensch über die Zeichen, die Gott in der äußeren und inneren Welt erschaffen hat, nachdenken sollte, dass er dafür seinen Verstand gebrauchen und in tiefe Kontemplation eintauchen sollte.
Ehrenwerte Gläubige! Im Koran kommt die tiefe Kontemplation stets im Präsens vor. Indem der Koran die Bedeutung der tiefen Kontemplation mit einer Präsensform im Arabischen unterstreicht, lenkt er unsere Aufmerksamkeit immer wieder auf das aktive Denken. Das passive Denken hingegen erwähnt er an keiner Stelle. Im Gegenteil, indem er die zeitlich unbegrenzte Kontemplation anspricht, legt er uns nahe, neben der Vergangenheit auch über die Gegenwart und die Zukunft nachzudenken. Wenn die tiefe Kontemplation also als ein Akt beschrieben wird, der permanenter Wiederholung und Erfrischung bedarf, dann ruft der Koran die Gläubigen auf diese Weise dazu auf, die Gegenwart und die Zukunft nicht unabhängig von der Vergangenheit zu betrachten; und Bindeglieder zur Vergangenheit sind Vernunft und Logik.
Die tiefe Kontemplation beschränkt sich nicht nur auf die Außenwelt. Zur ihr gehört ebenso die Forschung des eigenen ichs bzw. die Innenwelt. Der Mensch ist ein umfassender Spiegel für die Gesamtheit der Namen Gottes. Wer also beginnen möchte, dieses vollkommene Wesen mit all seinen körperlichen und geistigen Aspekten zu studieren, wird nicht umhinkommen, in tiefe Kontemplation einzutauchen. Ob in Bezug auf Körperteile wie Hände, Füße, Ohren, Nase, Zunge oder Lippen oder im Hinblick auf seine Essenz – der Mensch gleicht einem perfekten Buch, das seine Leser zum Nachdenken anregt, sofern es nur richtig gelesen wird.
Möge Gott uns zu Gläubigen machen, die stets reflektieren, nachdenken und sich in einer tiefen Kontemplation befinden. Möge Gott uns zu Gläubigen machen, die stets seiner Gedenken und in allem Gott entdecken. Amin.