Hinwendung zum Koran

بِسْمِ ﷲِالرَّحْمَنِ اارَّحِيم

يَا أَيُّهَا الْمُزَّمِّلُ (1) قُمِ اللَّيْلَ إِلَّا قَلِيلًا (2) نِصْفَهُ أَوِ انْقُصْ مِنْهُ قَلِيلًا (3)
(4) أَوْ زِدْ عَلَيْهِ وَرَتِّلِ الْقُرْآنَ تَرْتِيلًا

  1. O du Eingehüllter (dem die schwere Bürde obliegt, als Gesandter zu den Menschen zu sprechen).
  2. Erhebe dich, um Gebete während der Nacht zu verrichten, bis auf ein Weniges;
  3. Die Hälfte davon, oder verringere sie ein wenig,
  4. Oder füge etwas hinzu; und bete und trage den Koran langsam und deutlich vor (indem du Geist und Seele darauf ausrichtest.
(Sure el- Muzzemmil)

Ehrenwerte Musliminnen und Muslime!

Unsere heutige Predigt handelt von der Hinwendung zum Koran, ihn richtig und schön zu rezitieren, sowie ihn zu verstehen.

Gott der Erhabene, Der uns den Koran geschenkt hat, erwähnt: „[…] und trage den Koran langsam und deutlich vor (indem du Geist und Seele darauf ausrichtest).“ (Sure el-Muzzemmil, Vers 4)

Es gibt zahlreiche Überlieferungen unseres Propheten (F.s.m.I), aus denen hervorgeht, dass die Rezitation langsam, Wort für Wort gelesen werden soll, damit die Bedeutung auch in unserem Gedächtnis hängen bleibt.

Zweifellos hat unser Prophet (F.s.m.I) auf diese Weise gelesen, und davon gibt es viele Beispiele in der Sunna. Er machte die notwendigen Verlängerungen dort, wo sie erforderlich waren. Während des Lesens achtete er darauf, wo angehalten und wo begonnen werden sollte. Bei der Rezitation beeilte er sich nie. Manchmal las er laut genug, dass es andere hören konnten, und manchmal in Stille. Beim Lesen machte er, entsprechend der Bedeutung des Gelesenen, Bittgebete zu Gott. Er achtete auf die korrekte Aussprache der Buchstaben. Zudem Empfahl er die Rezitation mit der Stimme zu verschönern. In einer Überlieferung des Propheten (F.s.m.I) heißt es hierzu: „Rezitiert den Koran in Trauer“.

In einer Überlieferung heißt es: „Der Koran ist wie ein göttliches Seil, welcher auf die Erde herabgesandt wurde. Ein Ende ist in der Hand Gottes und das andere Ende ist in eurer Hand. Wer sich an ihn festhält wird den richtigen Weg finden und hütet sich vom zugrunde gehen. Wer sich nicht an ihn festhält, wird vom rechten Weg abkommen.“ (Muslim, Feḍāilu’aḥābe, 37)

Der Koran stellt ein Wunder dar, vor dem die menschliche Macht ins Leere läuft. Die Essenz eines wunderschönen Gedankens besagt, dass der Zweck aller Disziplinen darin liegt, uns zu einem tieferen Verständnis “des einen Buches” zu führen. Dies verdeutlicht die Bedeutung und den Wert jeder Anstrengung, die auf das Begreifen des Korans ausgerichtet ist.

Den Koran Verstehen

Heutzutage kennen unsere Menschen den Koran nicht so, wie sie sollten, sie bemühen sich nicht einmal darum, ihn kennenzulernen. Sie kennen ihn nur insoweit, wie er in den Gebets-Suren rezitiert wird. Dabei sollte der Koran beim Lesen tief in das Innere des Menschen eindringen; der Lesende sollte über ihn nachdenken und versuchen, einige seiner Hauche zu spüren.

Der Koran sollte von Anfang bis Ende bedacht und als Ganzes betrachtet werden. Er kann nicht stückweise verstanden werden, indem man hier einen Vers und dort einen Vers herauspickt.

Um den Koran zu verstehen, ist es ebenso notwendig, die Sunna zu kennen. Denn die Sunna repräsentiert die Ordnung und die Umsetzung des Korans im Leben. Deshalb kann die Essenz des Korans nicht verstanden werden, wenn sie nicht bekannt ist. Und wenn sie nicht verstanden wird, kann sie natürlich auch nicht im Leben umgesetzt werden.

Ja, der Koran ist eine Ermahnung, eine Erinnerung, und eine Rechtleitung. Doch um von diesen Aspekten des Korans profitieren zu können, müssen die Herzen ihm gegenüber offen sein. Damit das Herz offen sein kann, muss jeder Mensch seine Augen auf den Koran richten und sein Ohr ihm schenken. Dies bedeutet, sich vollkomme dem Koran zuzuwenden, was anders kaum möglich ist, im gewünschten Maße vom Koran zu profitieren.

Es wird nicht empfohlen, dass diejenigen, die kein Arabisch verstehen, sich nur mit der Übersetzung begnügen. Sie sollten versuchen, den Koran durch Exegesen zu lernen. Andernfalls könnte das Beschränken auf vorhandene Übersetzungen sie auch in bestimmte Zweifel führen. Besonders für diejenigen, die glauben, dass der Koran auf die Übersetzungen beschränkt ist, die sie lesen, ist ein solches Lesen der Übersetzung gefährlicher als sich überhaupt nicht mit dem Koran zu beschäftigen.

Ehrenwerte Musliminnen und Muslime!

Es ist eine Pflicht, genug Koran zu lernen, um das Gebet korrekt verrichten zu können. Lasst uns den gesegneten Monat Ramadan als Gelegenheit nutzen, sowohl das korrekte und schöne Rezitieren des Korans mit Tedjwīd zu lernen als auch auf dem Weg zu sein, die in diesen Monaten verkündeten vielfachen Belohnungen zu erlangen.

Wenn wir den Koran schön und richtig rezitieren,

  • Stärkt sich unser Glauben
  • Verschönert sich unser Verhalten
  • Vermehrt sich die Liebe in unserer Familie sowie unter unseren Freunden
  • Findet unser Herz Frieden
  • Ernten wir reichliche Belohnungen
  • Steigt unser spiritueller Rang
  • Können wir uns damit vor dem Höllenfeuer erretten
  • Können wir damit das Paradies gewinnen
  • Gewinnen wir das Wohlgefallen Gottes und seine Liebe, was das wichtigste im Leben eines Gläubigen sein sollte.

Es wäre nicht angemessen, uns selbst in Bezug auf den Koran als ausreichend zu betrachten. Wir sollten ständig danach streben, mehr zu erreichen. Sowohl wir selbst sollten den Koran korrekt und schön rezitieren als auch unsere Familie und Freunde dazu ermutigen, dies ebenfalls zu tun.

Es könnte täuschend sein, sich vom Lernen des Korans abzuwenden, indem man sagt, man schäme sich, oder durch ständiges Verstecken hinter Ausreden. Lassen Sie uns die Ausreden des Egos beiseitelegen und sowohl die Trägheit als auch die Unachtsamkeit überwinden, um eine Mobilisierung für das korrekte und schöne Rezitieren des Korans zu starten. Die Zeiten, die wir dem Lesen des Korans widmen, werden vor Gott von großem Wert sein.

Letztlich ein paar Hadithe des Propheten (F.s.m.I) über den Koran:

“Diejenigen, die den Koran schön und angemessen rezitieren, sind in Gesellschaft der ehrenvollen und gehorsamen Engel, die die Offenbarung bringen. Und für diejenigen, die den Koran stotternd und mühevoll rezitieren, gibt es doppelte Belohnung.” (Buḫārî, Tewḥīd 52; at-Tirmiḏī, Feḍāilu’l-Qurʿān 13)


“Rezitiert den Koran, denn am Tag des Jüngsten Gerichts wird der Qur’an als Fürsprecher für diejenigen kommen, die ihn rezitiert haben.”  (Muslim, Musāfirīn 252. Amed Ibn anbel, Musned,V, 249, 251)

In einer anderen Überlieferung heißt es, dass es Lohnreicher bei Gott ist einen Koran Vers zu lernen, als jemand der morgens das Haus verlässt und 100-mal ein freiwilliges Gebet verrichtet. (Ibn Mādje, Sunna, 16.)

Möge Gott uns dazu leiten, den Koran in seiner wahren Tiefe zu verstehen und davon zu profitieren, und möge Er uns befähigen, das Verstandene in unserem Leben umzusetzen. Amin!

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