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بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمَنِ الرَّحِيمِ
وَالسَّابِقُونَ الْأَوَّلُونَ مِنَ الْمُهَاجِرِينَ وَالْأَنْصَارِ وَالَّذِينَ اتَّبَعُوهُمْ بِإِحْسَانٍ رَضِيَ اللَّهُ عَنْهُمْ وَرَضُوا عَنْهُ وَأَعَدَّ لَهُمْ جَنَّاتٍ تَجْرِي تَحْتَهَا الْأَنْهَارُ خَالِدِينَ فِيهَا أَبَدًا ذَلِكَ الْفَوْزُ الْعَظِيمُ
„Die Ersten und Vordersten (die den Islam annehmen und die anderen an Tugend übertreffen) unter den Auswanderern und den Helfern und jenen, die ihnen in Ergebenheit und dem Verrichten guter Taten nacheifern, wobei sie sich bewusst sind, dass Gott sie sieht – Gott hat Wohlgefallen an ihnen, und sie sind wohl zufrieden mit Ihm, und Er hat für sie Gärten bereitet, die von Strömen durchflossen sind; dort sollen sie ewig verweilen. Das ist die höchste Glückseligkeit.“
Sure 9 Vers 100
Überlieferung unseres Propheten (F.s.m.I):
لاَ تَسُبُّوا أَصْحَابِي، فَلَوْ أَنَّ أَحَدَكُمْ أَنْفَقَ مِثْلَ أُحُدٍ ذَهَبًا مَا بَلَغَ مُدَّ أَحَدِهِمْ، وَلاَ نَصِيفَهُ
„Schmäht nicht über meine Gefährten. Auch wenn einer von euch für das Wohlgefallen Gottes Gold in der Höhe vom Berg Uḥud ausgeben würde, würde er nicht mal eine Handvoll von Spenden der Gefährten, sogar noch nicht einmal die Hälfte davon erreichen.“
Buchārī, feḍāʾilul eṣḥāb 5
Ehrte Musliminnen und Muslime! Unsere heutige Predigt handelt von unseren Rollenmodellen, den Prophetengefährten.
Jeder Gläubige, der in die gesegnete Atmosphäre des Gesandten Gottes (F.s.m.I), eintritt und von dieser Atmosphäre Inspirationen in sein Herz und seine Seele strömen lässt, der von seinem erleuchteten Klima profitiert und als Muslim stirbt, wird ein Gefährte genannt. Jemand, der den Propheten verkennt, kann kein Gefährte sein, auch wenn er den Gesandten Gottes (F.s.m.I) gesehen hat.
Unsere Gefährten haben einen sehr wichtigen Platz in unserer Religion aufgrund ihrer Hingabe und Verbundenheit gegenüber unserem Propheten, der Unterstützung, die sie ihm gaben, und der außergewöhnlichen Mühe, die sie für das richtige Verständnis des Islam nach seinem Tod leisteten. Unser Prophet (F.s.m.I) riet seiner Glaubensgemeinschaft, dem Beispiel der Gefährten zu folgen, und zeigte die Linie der Gefährten als Fortsetzung der Religion.
Wenn man die Gefährten nicht kennt und nicht versteht, wie sie gelebt und die Religion interpretiert haben, kann man das Leben unseres Propheten (F.s.m.I) nicht vollständig verstehen. Denn die Gefährten sind wie eine Brücke, um den Gesandten Gottes (F.s.m.I) zu erreichen. Man kann sogar sagen, dass sie eine Brücke zum Erreichen des Wohlgefallens, des Antlitzes Gottes, im Jenseits sind. Ohne ihre Anerkennung ist es sehr schwierig, die Sira, d.h. die Lebensgeschichte des Propheten, den Koran und die Sunna sowie die Ziele der Religion richtig zu verstehen.
Den Offenbarungsanlass einzelner Suren und Verse, ebenso wie Anlässe zu den Überlieferungen unseres Propheten (F.s.m.I) und die praktische Anwendung des Korans, kennen wir vor allem durch das Zeugnis der Gefährten. Im Koran werden sie mit den Worten „كُنْتُمْ خَيْرَ أُمَّةٍ أُخْرِجَتْ لِلنَّاسِ“ – also als „die beste Gemeinschaft, die jemals hervorgebracht wurde“ – gewürdigt. Innerhalb unseres Glaubens gelten sie deshalb als die tugendhafteste und wertvollste Generation.
Die Gefährten waren Drohungen und Folterungen bis hin zum Tod ausgesetzt und waren gezwungen, ihre Häuser, ihren Besitz sowie ihre Familie zu verlassen und in andere Gebiete auszuwandern. Trotzdem gaben sie niemals ihren Glauben und ihre Treue zu Gott, dem Erhabenen, und Seinem Gesandten (F.s.m.I) auf. Der Koran beschreibt ihr selbstloses Handeln und betont, dass sie, obwohl sie selbst in Not waren, andere vor sich selbst bevorzugten. Als wahre Gläubige erhielten sie Vergebung und werden im Jenseits großzügig versorgt werden. In diesem Zusammenhang heißt es in Sure 59: „[…] ja sie geben ihnen sogar den Vorzug vor sich selbst, auch dann, wenn Armut ihr eigenes Los ist […]“. Diese Gesinnung, im Dienst an der Menschheit vorauszueilen und in der Belohnung zurückzustehen, erreichte unter den Gefährten ihren Höhepunkt. Statt nach Wundern zu streben, bemühten sie sich um konsequente Geradlinigkeit.
Während sie unter der Führung und Anleitung des Propheten (F.s.m.I) der Religion dienten, setzten die Gefährten mehrere Schwerpunkte: Sie versuchten stets, die Herzen zu gewinnen, indem sie den Menschen Wertschätzung entgegenbrachten. Mehr als zu predigen, gaben sie ein vorbildliches Beispiel für den Islam. Die Auswanderung (Hidjra) war für sie selbstverständlich. Beim Spenden für das Wohlgefallen Gottes erreichten sie stets den höchsten Grad an Großzügigkeit. Durch ihre hohe Wertschätzung für das Bittgebet (Duʿāʾ) wurde jeder der Gefährten zu einem Menschen des Bittgebets. In der Gesellschaft traten sie entschlossen gegen schädliche Gewohnheiten und Übel auf.
Darüber hinaus widmeten sich die Gefährten unermüdlich dem Erwerb von Wissen, wissenschaftlichen Aktivitäten und Bildung. Überall, wo sie sich niederließen, versuchten sie, Institutionen zu gründen, die den Erfordernissen ihrer Zeit entsprachen. Dabei bezogen sie jeden Einzelnen in die Arbeit mit ein und gaben ihm eine Aufgabe, die er erfüllen konnte. Sie förderten den Dialog, also die Kultur des Zusammenlebens, und lebten diese Offenheit durch ihr Handeln vor. Mitunter waren sie Verleumdungen und Verfolgungen ausgesetzt, blieben jedoch ihren Grundsätzen und Überzeugungen treu.
Nach der Abreise des Propheten (F.s.m.I) ins Jenseits machten sich die Gefährten auf den Weg in verschiedene Regionen und ließen sich in mehreren Zentren nieder, um Wissen zu verbreiten und die Botschaft zu erklären. Dabei kehrten sie häufig nicht in ihre Heimatorte zurück und trugen so wesentlich dazu bei, dass die Lehre des Propheten sich festigte und weltweit Wurzeln schlug.
Ehrte Musliminnen und Muslime!
Den Überlieferungen zufolge ließen sich mehr als zehntausend Gefährten in Damaskus und mehr als fünfhundert in Homs nieder. Es-Suyūṭī, der sich auf die in Ägypten lebenden Gefährten konzentrierte, stellte fest, dass sich dort mehr als dreihundert Gefährten niederließen; Gefährten reisten an Orte wie Ṭāif, Jemen, el Yemāme, Bahrain, Medāiʾn, Merw, Nīschābur, Isfahan und Semerqand und einige von ihnen starben an diesen Orten. Es wird berichtet, dass einige der Gefährten nach Indien, China und Andalusien gereist sind. Obwohl es in Istanbul etwa dreißig Orte gibt, die heute als Gräber der Gefährten besucht werden, wird in den Quellen erwähnt, dass nur Ebū Eyyūb el-Enṣārī und Ebū Scheybeh el-Chudrī hier gestorben sind.
Ehrte Geschwister!
Die Gefährten nahmen die Religion aus freien Stücken an, zu einer Zeit, als es sehr teuer war, den Islam anzunehmen. Wenn wir den jungen Generationen von heute Vorbilder vor Augen führen wollen, denen man folgen und die man sich zum Vorbild nehmen sollte, dann sind es nach den Propheten (Gott habe Wohlgefallen an Ihnen) vor allem unsere Gefährten. Daher sollten wir uns ständig auf ihr Leben beziehen und sie als Beispiel anführen, wenn wir die Themen, mit denen wir uns beschäftigen, erläutern.
Möge Gott uns niemals vom Weg dieser gesegneten Menschen abbringen und möge Er uns die Möglichkeit schenken, uns ihr Leben zum Vorbild zu nehmen.