Die Sure Joseph und der Prophet Joseph (Friede sei mit ihm)

بِسْمِ ﷲِالرَّحْمَنِ اارَّحِيم

لَقَدْ كَانَ ف۪ي قَصَصِهِمْ عِبْرَةٌ لِاُو۬لِي الْاَلْبَابِۜ مَا كَانَ حَد۪يثًا يُفْتَرٰى وَلٰكِنْ تَصْد۪يقَ الَّذ۪ي بَيْنَ
يَدَيْهِ وَتَفْص۪يلَ كُلِّ شَيْءٍ وَهُدًى وَرَحْمَةً لِقَوْمٍ يُؤْمِنُونَ

Ehrenwerte Musliminnen und Muslime!

Die Sure Joseph ist wurden gegen Ende der mekkanischen Zeit herabgesandt.  Sie besteht aus 111 Versen und ist die 12. Sure des Korans.

Als der Prophet (Friede sei mit ihm) über den Verlust von Khadija (Gott habe Wohlgefallen an ihr) und seinem Onkel Abu Talib traurig war, war diese Sure ein großer Trost für ihn.

Als würde Gott der Erhabene durch diese Sure unserem Propheten (F.s.m.i) eine tröstliche Botschaft, indem er ein Leben voller Prüfungen vom Anfang bis zum Ende schilderte, jedoch mit einem glücklichen Ende indem es heißt: „Jacob und Joseph (Friede sei mit ihnen) sind Propheten wie du. Dein Volk wird dich leiden lassen, so wie die leiblichen Kinder Jacobs (Friede sei mit ihm)  ihn leiden ließen, und die Halbbrüder von Joseph (F.s.m.i) diesen Propheten leiden gelassen haben. Das Leid war schon immer der Fall. Aber seid nicht deprimiert, seid geduldig; das Ende wird zu eurem Gunsten sein.

Gott, der Allmächtige, erzählte unserem Propheten von den Qualen, denen andere Propheten ausgesetzt waren, und zeigte gleichzeitig, was im Allgemeinen geschehen würde, lehrte die richtige Interpretation dessen, was geschah, bereitete die Gläubigen psychologisch vor und tröstete sie im Hinblick auf die Folgen.

Diese Sure  spricht zwischen den Zeilen viele wichtige Themen an. Unter anderem Themen wie Wunder und der Wahrheit der Träume. Des Weiteren spricht die Sure von schweren Prüfungen, vom Leben im Gefängnis, der Verkündung des Rechts an jedem Ort und unter jeder Bedingung, von der späten Offenbarung der Unschuld, sowie durch die Loyalität erlangte hohen Positionen, Managementtechniken bis zu landwirtschaftlichen Reformen, von den Feinheiten der Verkündung des Rechts,  Integrationsbemühungen in einem fremden Land,  von den Grundsätzen im Zusammenhang mit der Entwicklung der Wirtschaft des Landes bis zu dem Wunsch, Gott auch auf dem Höhepunkt des Glücks zu begegnen.

Der Heilige Koran und die Hadithe berichten uns von Joseph (F.S.m.i) als einen großen Propheten mit großer Geduld, Vorsicht, Besonnenheit, Hingabe und Gottesvertrauen.

Als seine Brüder ihn in einen Brunnen warfen, erhebt er nicht seine Stimme in tiefer Hingabe. Er hat nicht das Bedürfnis, sich zu erzählen und zu beweisen, dass er kein Sklave ist, als eine vorbeiziehende Karawane ihn als Sklaven in der Stadt verkaufen will, nachdem sie ihn aus dem Brunnen geholt hat. Er ist ein Mensch mit Wissen und Weisheit. Während er diese Straßen durchquert, reflektiert er über die potenziellen Konsequenzen seiner Situation und versucht, die Ereignisse zu interpretieren. Zudem ist er bestrebt, die göttliche Weisung zu verstehen.

Aufgrund der Tatsache, dass der Prophet Joseph (F.S.m.i) in den Brunnen geworfen wurde, sagen die großen der Gelehrsamkeit: „Man kann das Ziel nicht erreichen, ohne in den Brunnen oder ins Gefängnis  geworfen zu werden“. Ja, Joseph, Friede sei mit ihm, wurde seit seiner Kindheit mit vielen schweren Prüfungen konfrontiert, aber er hat sie alle überwunden. Vielleicht wurde er körperlich zermalmt und stark bedrängt, aber er ist geistig gereift. Alle Prüfungen auf seinem Weg waren eine Vorbereitung auf die Mission, die er in der Zukunft zu erfüllen hatte. Dies ist eine Weisheit und Gewohnheit Gottes, die die sich in Taten mit großen Ergebnissen zeigt. Gott, der Allmächtige, erzieht und formt einen großen Menschen mit Schwierigkeiten, um ihn zu großen Taten zu bewegen. Unser Prophet, Friede sei mit ihm, erklärte dies mit den Worten: „Das größte Unheil kommt zu den Propheten und dann zu den anderen Menschen, je nach ihrem Grad“. (Tirmizî, zühd 57)  Wiederum an anderer Stelle sehen wir den Propheten Joseph (Friede sei mit ihm) als ein Vorbild der Keuschheit. Der Koran betont seine Keuschheit. Angesichts sehr klarer Vorschläge sehen wir ihn sagen: „مَعَاذَ اللّٰهِ , ich suche Zuflucht zu bei Gott!“ .

Joseph (F.S.m.i) wurde wegen einer Verleumdung inhaftiert. Im Gefängnis deutete er nicht nur die Träume der Menschen, die ihn darum baten, sondern er gab ihnen auch ernsthafte Lektionen in der Einsheit Gottes sowie im Glauben.

Während er sich in der Haft befindet, deutet er einen Traum des Königs. Die Deutung des Traums wird vom König für richtig und weise befunden. Aber dieser Tugendhafte sagte zu dem Boten, der gekommen war, um ihn aus dem Gefängnis zu befreien: „Kehr zu deinem Herrn zurück und frage ihn: ‘Was war die Sache mit den Frauen, die sich die Hände schnitten?’“ „Mein Herr kennt ihren Betrug sehr wohl“, waren Josephs (F.S.m.i) Worte, mit denen er dem König folgende Botschaft übermitteln wollte: „Ich bin wegen einer Verleumdung ins Gefängnis gekommen. Die Sache soll gründlich untersucht werden. Ich werde nur dann aus dem Gefängnis kommen, wenn meine Unschuld von allen anerkannt wird.“ Zunächst unterbreitet er ein Angebot, das als Bitte um Wiederherstellung seines Ansehens bezeichnet werden kann. Er fordert seinen Freispruch in den Augen des Volkes und der Verwaltung und bittet den König, dies persönlich zu tun. Er lässt sich Zeit und wartet im Gefängnis mit aktiver Geduld und Hoffnung auf den Moment, in dem die Wahrheit in ihrer ganzen Blöße enthüllt wird.

Der Prophet Joseph (F.S.m.i) ist ein Mensch voller Umsicht und Vorsicht. In den Jahren der schrecklichen Hungersnot in Ägypten, trotz des Angebots des Königs, ihm als spezieller Berater zu dienen, sagte er:

قَالَ اجْعَلْنِي عَلٰى خَزَۤائِنِ الْأَرْضِ إِنِّي حَفِيظٌ عَلِيمٌ

„Setze mich über die Schatzkammern des Landes ein. Denn ich bin ein guter Verwalter und kenne mich aus.“

Auf den ersten Blick fällt es uns schwer, sein Ersuchen um diese Aufgabe zu verstehen. Aber er war sich bewusst, dass er für diese Aufgabe geeignet war und es keine Alternative gab. Dass er in der Lage war, Lebensmittel sachgerecht zu lagern, das Land vor einer Krise zu bewahren und dabei auf die Gerechtigkeit zu achten, bewies seine Eignung für diese Aufgabe.

Während er auf dem Gipfel des weltlichen Glücks stand, strebte er nach dem Jenseits:

Dass Prophet Joseph (F.S.m.i) in dem Moment, in dem er nach Jahren wieder mit seiner Familie vereint war, die Welt ihm zuzulächeln begann und die vergangenen leidvollen Ereignisse sich zum Guten gewendet hatten – in dieser als die bequemste Phase seines Lebens zu betrachtenden Zeit – von Gott den Tod erbat, zeigt in höchstem Maße, dass sein Blick stets auf das Jenseits gerichtet war und er der Welt keinen Wert beimaß.

Mit einer prophetischen Haltung zeigte er seine Liebe zu Gott und seine Sehnsucht nach dem Jenseits. Wenn die Propheten glauben, dass ihre Aufgabe erfüllt ist, betrachten sie es als unnötig, in dieser Welt zu verweilen, und sehnen sich nach dem Jenseits. So betete Prophet Joseph (F.S.m.i) (Friede sei mit ihm):

تَوَفَّنِي مُسْلِمًا وَأَلْحِقْنِي بِالصَّالِحِينَ …

„…Lass mich als Muslim sterben und nimm mich auf in die Reihen der Rechtschaffenen!“

(Joseph (F.S.m.i)

Ja, jede seiner Handlungen und Bewegungen drückt eine eigene Schönheit und Tiefe des Prophetentums aus.

Ehrenwerte Gläubige!

Die im Koran erzählten Geschichten haben für jede Epoche eine Bedeutung. Das Gefängnisleben von Prophet Joseph (F.S.m.i) dauerte etwa acht Jahre. In jeder Zeit wurde das „Medrese-i Yusufiiye“ (die Schule des Joseph) zu einem Schicksal für die Anhänger des prophetischen Weges. Wie in der Vergangenheit sollten auch die heutigen Leidensgenossen, die ins Gefängnis geraten, sich als Schüler der Medrese-i Yusufiye betrachten und die Zeit im Gefängnis wie Prophet Joseph (F.S.m.i) nutzen. Tatsächlich gibt es nicht wenige, die dies tun.

Aus der Geschichte von Prophet Joseph (F.S.m.i) verstehen wir, dass im Leben manchmal Neid und Eifersucht, und als Folge dieses Neides Gefängnisstrafen, das Verlassen des Landes, die Trennung von Mutter, Vater, Ehepartner und Kindern, das Unvermögen, an Beerdigungen teilzunehmen, und große Schmerzen auf uns warten können. Wenn wir in solchen Situationen geduldig sind, nicht rebellieren, tugendhaft und moralisch leben, uns an die Länder, in denen wir leben, anpassen und überall, wo wir hingehen, nach Wegen suchen, unseren Herrn zu verkünden, werden wir letztlich sowohl in dieser Welt als auch im Jenseits gewinnen.

Möge Gott unser Ende segnen und unseren Josephs unserer Zeit Erlösung schenken. Amin.

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