Die Nachbarschaftliche Beziehung

بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمَنِ الرَّحِيمِ

وَاعْبُدُوا اللّٰهَ وَلَا تُشْرِكُوا بِه۪ شَيْـًٔا وَبِالْوَالِدَيْنِ اِحْسَانًا وَبِذِي الْقُرْبٰى وَالْيَتَامٰى وَالْمَسَاك۪ينِ وَالْجَارِ ذِي الْقُرْبٰى وَالْجَارِ الْجُنُبِ وَالصَّاحِبِ بِالْجَنْبِ وَابْنِ السَّب۪يلِۙ وَمَا مَلَكَتْ اَيْمَانُكُمْۜ اِنَّ اللّٰهَ لَا يُحِبُّ مَنْ كَانَ مُخْتَالًا فَخُورًاۙ

Und (als Grundvoraussetzung für Zufriedenheit im persönlichen, Familien- und gesellschaftlichen Leben) dient Gott und setzt Ihm nichts zur Seite; und erweist den Eltern Wohltaten auf beste Weise, sowie den Verwandten, den Waisen, den Bedürftigen, den Nachbarn, die euch nahe stehen (als Angehörige, als Mitbewohner oder im Glauben), und den Nachbarn, die euch fern sind (also weder mit euch verwandt sind noch den Glauben mit euch teilen), dem Gefährten an eurer Seite (unterwegs, innerhalb der Familie, am Arbeitsplatz und so weiter), dem Reisenden und denen, die in euren Diensten stehen. (Behandelt sie gut und erzieht euch selbst in dieser Hinsicht, denn) Gott liebt nicht die, die eingebildet und überheblich sind.

Sure 4 Vers 36

   مَنْ كَانَ يُؤْمِنُ بِاللهِ وَالْيَوْمِ الْآخِرِ فَلْيُحْسِنْ إِلَى جَارِهِ وَمَنْ كَانَ يُؤْمِنُ بِاللهِ وَالْيَوْمِ الْآخِرِ فَلْيُكْرِمْ ضَيْفَهُ وَمَنْ

كَانَ يُؤْمِنُ بِاللهِ وَالْيَوْمِ الْآخِرِ فَلْيَقُلْ خَيْرًا أَوْ لِيَسْكُتْ

Wer an Gott und den jüngsten Tag glaubt, der soll seinem Nachbarn Güte erweisen. Wer an Gott und den jüngsten Tag glaubt, der soll seinen Gast bewirten. Wer an Gott und den jüngsten Tag glaubt, soll Gutes sprechen oder schweigen.

Buhârî, edeb 31, 85, rikak 23; Müslim, îmân 74, edâhî 19

Ehrenwerte Musliminnen und Muslime! Unsere heutige Predigt handelt von den Nachbarschaftsbeziehungen.

Als Nachbarn werden Menschen bezeichnet, die ungeachtet der Religion, Sprache, des Geschlechts und der Herkunft in einem Haus oder in unmittelbarer Nähe leben, sich persönlich begegnen und sich gegenseitig mehr oder weniger schützen und versorgen.

In dem rezitierten Vers stechen die Rechte der Nachbarn hervor, unabhängig vom Verwandtschaftsgrad oder der Entfernung, indem eine Güteerweisung befohlen wird. In diesem Fall fällt jeder, der nah oder fern, rechts oder links, vor oder hinter ihm ist, in den Geltungsbereich des Verses und verdient Güte. Das Gebot der Nächstenliebe im Koran beschränkt sich nicht darauf, seine Rechte zu beachten und zu erfüllen. Auch „mit dem Nachbarn als Freund zu leben, sein Glück und seinen Kummer zu teilen, Belästigung und Bedrängnis zu vermeiden und ihn zu schützen, wenn es nötig ist, gehört zum Bereich der Güte.

Der Koran unterteilt die Nachbarn nicht nach Herkunft oder der Religion

Demzufolge wird in diesem Vers, in dem es heißt, man solle sich um nahe und ferne Nachbarn kümmern, das Wort „Nachbar“ ganz allgemein und ohne jede Einschränkung formuliert. Diese absolute Erwähnung erstreckt sich auf alle Nachbarn, die gläubig, oder nichtgläubig, fromm oder sündige sind. Auch freundlich oder feindlich gesinnte Nachbarn, sowie einheimische, fremde, und nahe oder ferne Nachbarn, werden umfasst. In diesem Zusammenhang obliegt es den Muslimen und Musliminnen allen Nachbarn Gutes zu tun und freundlich zu ihnen zu sein.

Der verstorbene Exeget Hamdi Yazir (Möge Gott ihn erbarmen) erinnert in Bezug auf diesem Vers an eine Überlieferung unseres Propheten (F.s.m.I) und unterteilt die Nachbarschaft in drei Kategorien. 

Die erste Kategorie hat drei Rechte an uns: Nachbarschaftsrecht, Familienrecht und das Recht der Geschwisterlichkeit im Glauben.

Die zweite Kategorie hat zwei Rechte an uns: Nachbarschaftsrecht und das Recht der Geschwisterlichkeit im Glauben.

Die dritte Kategorie hat ein Recht an uns: Das Nachbarschaftsrecht. Diese Kategorie können Christen, Juden oder Menschen anderer Glaubensrichtungen sein. Das heißt, ein Nachbar hat das Recht auf eine Güteerweisung durch uns, weil er ein Nachbar ist, unabhängig davon, ob er Christ, Jude, Polytheist, religiös oder areligiös ist.

Aus dem Leben unseres Propheten (F.s.m.I) können wir folgende Beispiele nennen:

Ein jüdischer Nachbar unseres Propheten (F.s.m.I) betone eines Tages seine Trauer über seinen Sohn, welcher am Sterbebett lag. Daraufhin hat unser Prophet (F.s.m.I) den Kranken im Sterbebett besucht.

Eines Tages führte der Gesandte Gottes (Friede und Segen Allahs seien auf ihm) im Garten der Moschee des Propheten eine lange Unterhaltung mit jemandem. Jābir Ibn ‚Abdullah (Gott habe Wohlgefallen an ihm), der sie von weitem sah und sich ihnen nähern wollte, zögerte im letzten Moment, sich ihnen zu nähern, weil er dachte, „vielleicht besprechen sie eine private Angelegenheit“, und wartete in einiger Entfernung. Nach einer Weile beendete diese Person ihr Gespräch mit unserem Propheten (F.s.m.I) und ging weg. Dann kam Ja’far (Gott habe Wohlgefallen an ihm) zum Propheten und sagte: „O Gesandter Gottes! Wer hat dich so lange stehen lassen?“ Der Prophet (F.s.m.I) antwortete wie folgt: „Die Person, die du gesehen hast, war Gabriel (Gott habe Wohlgefallen an ihm). Er gab mir so eindringliche Ratschläge über den Nachbarn, dass ich fast dachte, er wolle den Nachbarn zum Erben des Nachbarn machen.“ (Buhârî, edeb 28; Müslim, birr 141.)

Da die Erben eines Menschen seine Verwandten sind, wie seine Mutter, sein Vater, seine Kinder und seine Frau, wies der Prophet (F.s.m.I), auf die Größe des Rechts des Nachbarn hin, auf seinen Wert vor Gott und auf den Wert, den man ihm beimessen sollte.

Kurzum, nachbarschaftliche Beziehungen sind eine der wichtigsten Dynamiken, um die Probleme, die die Hidschra mit sich bringt, zu überwinden, sich in die Gesellschaft des neuen Landes zu integrieren. Die Nachbarschaftsdynamik ist nicht nur eine wichtige Gelegenheit, die Mitglieder der Gesellschaft, in der man lebt, kennenzulernen und sich ihnen vorzustellen, sondern auch eine großartige Gelegenheit, die Sorgen und Feindseligkeiten gegenüber den Flüchtlingen zu beseitigen. Daher werden nachbarschaftliche Beziehungen in dem Maße Früchte tragen, wie sie sich in den Herzen der Muhajir im Zeitalter der Glückseligkeit in Liebe und Freundschaft verwandelte. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass jeder in der Lage sein wird, alle als seine nahen und fernen Nachbarn zu umarmen und sich selbst nicht als „Fremder“ in seiner neuen Heimat und die Menschen um ihn herum als „die anderen“ zu sehen.

Ehrenwerte Gläubige!

Unsere christlichen Nachbarn werden in den kommenden Tagen das Weihnachtsfest feiern. Nehmt dies zum Anlass und tretet mit euren Nachbarn in Kontakt und wünsch ihnen ein gesegnetes Fest und erweist dadurch eure Güte. Denkt dran, unser Prophet (F.s.m.I) sagte: „Der beste Nachbar vor Gott ist derjenige, der seinen Nachbarn am meisten Güte erweist.“

Wir bitten unseren Herrn, uns die Möglichkeit zu geben, für uns selbst, unsere Generation, unsere Nachbarn und die Menschheit Gutes zu tun. Amin.

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