Die Miʿrādj Nacht (Nacht der Himmelsreise)

بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمَنِ الرَّحِيمِ

سُبْحَانَ الَّذي اَسْرٰى بِعَبْدِه لَيْلًا مِنَ الْمَسْجِدِ الْحَرَامِ اِلَى الْمَسْجِدِ الْاَقْصَا الَّذي بَارَكْنَا حَوْلَهُ لِنُرِيَهُ مِنْ اٰيَاتِنَاۜ اِنَّهُ هُوَ السَّميعُ الْبَصيرُ

Preis sei Dem, Der Seinen Diener bei Nacht von der geschützten Gebetsstätte zur fernsten Gebetsstätte, deren Umgebung Wir gesegnet haben, reisen ließ, damit Wir ihm (etwas) von Unseren Zeichen zeigen. Er ist ja der Allhörende, der Allsehende.

Sure 17 Vers 1

Ehrenwerte Musliminnen und Muslime!

Die kommende Nacht von Sonntag auf den Montag ist die Miʿrādj Nacht (Nacht der Himmelsreise) .

Die nächtliche Reise unseres Propheten (Fsmi), bei der er mit seiner Seele und seinem Körper auf einem himmlischen Reittier namens Buraq zusammen mit dem Erzengel Gabriel (Fsmi) von der Kaaba in Mekka zur Aksa Moschee in Jerusalem gelangte, wird als Isrā (Nachtreise) bezeichnet. Das Ereignis, bei dem er anschließend mit einem spirituellen Aufzug namens Miʿrādj (Himmelsreise) in die sieben Himmel hinaufstieg, bis zum Rang Sidret el-Muntehā (Lotusbaum der äußersten Begrenzung) gelangte, von dort mit einem himmlischen Reittier in die Gegenwart Gottes eintrat, sein erhabenes Wesen direkt wahrnahm und ein zeit- und raumübergreifendes Gespräch führte, wird als Miʿrādj (Himmelsreise) bezeichnet.

Mit dem Erzengel Gabriel (Fsmi) erreichte unser Prophet (Fsmi) auf dieser jenseitigen Reise die äußerste Grenze der Schöpfung, die Sidret el-Muntehā. Die Isrā (Nachtreise) und Miʿrādj (Himmelsreise) ereigneten sich außerhalb der Grenzen von Zeit und Raum und sind ein wunderbares Ereignis. Unsere Aufgabe besteht darin, wie das Zeugnis von Ebū Bekr (Gott habe Wohlgefallen an ihm) zu sagen: „Wenn er es gesagt hat, ist es wahr!“ und ohne Zweifel an das zu glauben, was der Koran und der Gesandte Gottes verkündet haben.

Diese jenseitige Reise, die aus zwei Phasen – Isrā (Nachtreise) und Miʿrādj (Himmelsreise) – bestand, fand im 12. Jahr des Prophetentums, vor der Hidschra, in der 27. Nacht des gesegneten Monats Radjeb, dem ersten der drei heiligen Monate, statt. Zwischen dieser Nacht und der Qadr-Nacht (Nacht der Bestimmung), die auf die 27. Nacht des Ramadans fällt, gibt es eine geheimnisvolle Übereinstimmung. Bediüzzaman Said Nursi sagte: „Die Nacht von Miʿrādj (Himmelsreise) ist wie eine zweite Qadr-Nacht“ und betonte damit, dass diese Nacht nach der Qadr-Nacht die heiligste Nacht ist.

Für unseren Propheten (Fsmi), der durch den Verlust von Ebū Ṭālib und seiner verehrten Ehefrau  Khadidsche  (Gott habe Wohlgefallen mit ihr) tief betrübt war, unter der dreijährigen Belagerung der Götzendiener litt, in Ṭāif mit Steinen beworfen wurde und zusehen musste, wie die Muslime gezwungen waren, nach Äthiopien auszuwandern, war der Miʿrādj (Himmelsreise) eine göttliche Gnadengabe und ein Geschenk unseres Herrn. Durch dieses Ereignis wurden der Gesandte Gottes (Fsmi) und die Gläubigen mit einem großartigen Trost und einer göttlichen Gnade beschenkt.

Geschenke des Miʿrādj (Himmelsreise)

Der größte aller vorzüglichsten Propheten, der sagte: „Ich habe nichts Schöneres gesehen als den Miʿrādj (Himmelsreise)“, brachte auf seiner Rückkehr große Geschenke für seine Glaubensgemeinschaft mit.

  1. Das verpflichtende Hauptgebet: Der Prophet (Fsmi) brachte mit dieser Reise zusammen das Hauptgebet für uns mit.
  2. Die letzten beiden Verse der Sure el-Baqara, 285 und 286
  3. Er brachte die 12 islamischen Prinzipien, die in den Versen 22-39 der Sure Isrā (Nachtreise)erwähnt werden.
  4. Er brachte die frohe Botschaft, dass diejenigen, die ohne Gott etwas beizugesellen sterben, Vergebung für ihre Sünden erlangen und ins Paradies eingehen werden.
  5. Er brachte die frohe Botschaft, dass einer Person, die eine gute Tat beabsichtigt – selbst wenn sie diese nicht ausführt –, eine Belohnung geschrieben wird; wenn sie die Tat jedoch ausführt, werden ihr zehn Belohnungen geschrieben. Einer Person, die eine schlechte Tat beabsichtigt, wird – solange sie diese nicht ausführt – keine Sünde aufgeschrieben; wenn sie jedoch die schlechte Tat begeht, wird ihr nur eine Sünde aufgeschrieben.

Ein weiteres Geschenk war, dass er einige Worte aus dem gegenseitigen Gruß und der Unterhaltung zwischen Gott und ihm in der Nacht des Miʿrādj (Himmelsreise) mitbrachte. Diese Worte, bekannt als „et-Teḥiyyātu“, werden in jedem Gebet im Sitzen während des Teschehhud rezitiert und erinnern an das Gespräch zwischen Gott und seinem Geliebten während des Miʿrādj (Himmelsreise). Sie ermöglichen es uns, an einem ähnlichen Gespräch teilzuhaben. Die Taḥiyyāt sind die Grüße, die unser Prophet (Fsmi) in der Nacht des Miʿrādj (Himmelsreise) an den erhabenen Gott richtete. Als der Prophet in die Gegenwart Gottes trat, brachte er voller Ehrfurcht seinen Gruß dar und sagte: Etteḥiyyātu lillāhi we -ṣ ṣalewātu we-ṭ ṭayyibātu – Alle Gebete, Lobpreisungen, materiellen und körperlichen Gottesdienste, alle Herrlichkeit und Erhabenheit gehören allein Gott.“ Gott, der Erhabene, erwiderte diesen Gruß, indem er sagte: “Es selāmu ʿaleyke eyyuhā  en nebiyyu we raḥmetullāhi ve beraketuh – Oh Prophet! Friede sei mit dir. Gottes Barmherzigkeit und Segen seien mit dir.“ Dann sprach wieder unser Prophet und sagte: Es selāmu ʿaleynā we ʿalā  ʿibadillahi ṣ ṣāliḥīn – Friede und Wohlergehen seien mit uns und den rechtschaffenen Dienern Gottes“, antwortete er auf Gottes Gruß und schloss mit diesen Worten auch die rechtschaffenen Diener aus seiner Umma in Gottes Frieden ein.

Die Engel, die Zeugen dieses schönen Gesprächs zwischen Gott und dem Propheten (Fsmi) wurden, sagten ebenfalls: “Eschhedu  en lā iāhe illellāh qe eschhedu enne Muḥammeden ʿabduhu ve rasūluh”

Ehrte Gläubge!

Das Hauptgebet, das dem Gesandten Gottes (Fsmi) am äußersten Punkt der jenseitigen Reise überreicht wurde, ist ein göttliches Geschenk. Sie ist das eigentliche Geschenk des Miʿrādj (Himmelsreise) und zugleich eine spiralförmige Lichterleiter, die jeden Gläubigen wie ein persönlicher Miʿrādj (Himmelsreise) emporführt. Durch das Hauptgebet steigt man zum ihr auf, erreicht Gott und gelangt in die Gegenwart der Propheten (Fsmi). Das Hauptgebet ist in seiner Gesamtheit ein reiner Gottesdienst und die einzige Möglichkeit für den Miʿrādj (Himmelsreise). Jedem ist ein Miʿrādj (Himmelsreise) in dem Maße bestimmt, wie er sein Gebet verrichtet. Für den Gläubigen ist jedes Gebet eine Gelegenheit zum Miʿrādj (Himmelsreise). Und was dem Gläubigen obliegt, ist, in jedem Gebet – wenn auch auf unterschiedlichen Ebenen – seinen Miʿrādj (Himmelsreise) zu vollenden.

Ja, die Anbetung und die Gebete, die in dieser Nacht verrichtet werden, sind ein Dank für die spirituellen Geschenke des Miʿrādj (Himmelsreise), ein Schutz vor einigen materiellen und spirituellen Katastrophen und ein Ausdruck der Dankbarkeit für jene Katastrophen, die abgewendet wurden. Möge unsere gesegnete Nacht voller Nutzen sein, mögen unsere Sünden vergeben und unsere Ränge in dieser Nacht erhöht werden!

Let's get Social

Wir würden uns freuen, von Ihnen in unserem sozialen Netzwerk zu hören.
Islamische Akademie für Bildung und Gesellschaft e.V.
Café der Reflexionen