Die Hoffnung

بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمَنِ الرَّحِيمِ

وَلَا تَهِنُوا وَلَا تَحْزَنُوا وَأَنْتُمُ الْأَعْلَوْنَ إِنْ كُنْتُمْ مُؤْمِنِينَ

„Und werdet nicht zaghaft, und seid nicht traurig. Ihr werdet gewiss die Oberhand gewinnen, wenn ihr (wahre) Gläubige seid“

(Sūre Āl ‘Imrān, 3:139) 

Ehrenwerte Musliminnen und Muslime! Unsere heutige Predigt wird sich damit befassen, wie wir an jedem Ort und zu jeder Zeit hoffnungsvoll bleiben können.

Im Islam bilden Glaube, Hoffnung und Hingabe eine Einheit. Der Islam empfiehlt den Menschen, selbst in den schwersten Zeiten des Lebens hoffnungsvoll zu bleiben. Trotz aller Schwierigkeiten, die das Leben mit sich bringt, findet eine gläubige Person, die auf Gott vertraut, in jeder Dunkelheit ein Licht, bleibt zuversichtlich und weiß, dass die Welt ein Ort der Prüfung ist. Hoffnung ist dabei der stärkste Wegweiser, um diese Prüfungen zu bestehen.

Die materiellen und geistigen Empfindungen des Menschen werden durch Hoffnung belebt. Menschen erheben sich mit Hoffnung und kommen in Bewegung, werden durch Hoffnung lebendig und bemühen sich, mit Hoffnung Recht und Wahrheit zu verkünden.

In einem Vers heißt es:

وَلَا تَيْأَسُوا مِنْ رَوْحِ اللَّهِ إِنَّهُ لَا يَيْأَسُ مِنْ رَوْحِ اللَّهِ إِلَّا الْقَوْمُ الْكَافِرُونَ

„[…]und verzweifelt nicht an Gottes Barmherzigkeit, denn niemand verzweifelt je an Gottes Barmherzigkeit, außer Menschen, die nicht an Ihn glauben.”[1]

Mewlāna erinnert uns daran, dass Schwierigkeiten vorübergehend sind und dass ein Mensch, der bei Gott Zuflucht sucht, jede Herausforderung überwinden kann. Er betont zudem, dass Hoffnung das ist, was die Dunkelheit im Inneren eines Menschen erhellt.

Hoffnung ist vor allem eine Frage des Glaubens. Wer glaubt, ist hoffnungsvoll, und sein Ausmaß an Hoffnung entspricht seinem Glauben. Wenn ein Mensch sorgfältig wählt, woran er glauben will, und sein Herz wirklich dafür öffnet, dann ist in seiner seelischen Welt von Verzweiflung, Pessimismus und Trübsinn nicht mehr die Rede.

Als sich für den Propheten Adam (F.s.m.i.) der Himmel verfinsterte, seine Entschlossenheit gebrochen wurde und er sich dem Tode nahe glaubte, raffte er sich in Hoffnung auf und fand neues Leben.[2] Der Satan jedoch versank in dem Blut und Eiter der Hoffnungslosigkeit, das aus seinem Herzen floss, und ertrank schließlich darin.

Mit Hoffnung überwindet man weite Wege; mit ihm meistert man Hindernisse und gelangt zu Frieden und Ordnung. Wer in der Welt der Hoffnung unterliegt, gilt auch praktisch als besiegt.

Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit ist eine der größten Fallen, die der Satan einsetzt, um den Menschen in die Irre zu führen. Er flüstert dem Menschen negative Einflüsterungen (weswese) ein, um ihn von Gott fernzuhalten, und versucht, ihn in Hoffnungslosigkeit und Pessimismus zu stürzen. Im Koran wird diese Eigenschaft Satans folgendermaßen beschrieben:

„Satan droht euch mit Armut und gebietet euch Abscheuliches, während Gott euch Seine Verzeihung und Huld verspricht. Und Gott ist umfassend (in Seiner Barmherzigkeit), wissend.“[3]

Das Gegenteil von Hoffnung ist „yeʾs“, also Verzweiflung oder Hoffnungslosigkeit. Menschen, die es nicht schaffen, gute Taten zu verrichten und Gott zu dienen, können sich vor Strafe fürchten und können somit in Hoffnungslosigkeit geraten. Der Koran sagt hierzu: “Sprich: “(Gott gibt euch Hoffnung): ‘O Meine Diener, die ihr (eure euch von Gott gewährten Möglichkeiten und Fähigkeiten) vergeudet habt, (dem Wohl) eurer eigenen Seelen zum Trotz! Verzweifelt nicht an Gottes Barmherzigkeit. Wahrlich, Gott vergibt alle Sünden. Er ist fürwahr der Vergebende, der Barmherzige.’”[4]

Dies erinnert daran, dass Gottes Pforten der Gnade unendlich sind und keine Sünde ausreicht, um diese Tore zu verschließen.

Zudem betont dieser Vers, dass Gläubige selbst in den schwierigsten Momenten ihren Glauben an Gott bewahren müssen. In Verzweiflung zu verfallen bedeutet, Gottes Barmherzigkeit außer Acht zu lassen. Im Islam gilt Verzweiflung als eine Schädigung des eigenen Glaubens. Was auch immer geschieht, man darf nie die Hoffnung auf Gottes Gnade aufgeben. Denn seine Vergebung und Barmherzigkeit sind alles übersteigend und so grenzenlos, dass sie alle Sünden einschließen und auflösen können. In einem Herzen, in dem der Glaube fest verankert ist, findet Hoffnungslosigkeit niemals Raum.

Ehrenwerte Musliminnen und Muslime!

Hoffnung ermöglicht es, sich von begangenen Sünden zu lösen. Sie ist eine wichtige Kraftquelle und ein großer Antrieb, um nach dem Guten zu suchen, gute Taten zu tun und auf dem rechten Weg entschlossen und beharrlich voranzuschreiten. Daher sollte man stets auf Hoffnung verweisen und in unserer Umgebung Hoffnung wecken.

Daher sollte man stets in Hoffnung leben und keinen Augenblick die Hoffnung auf Gottes Vergebung und Hilfe aufgeben. Diejenigen, die jedoch die Hoffnung auf Gott aufgeben, so heißt es im Vers, glauben nicht wirklich an Gott. Diese Aussage bedeutet Folgendes: Hoffnungslosigkeit ist ein Merkmal der Verkennung. Ein Gläubiger verzweifelt nicht, denn er glaubt an den erhabenen Gott, dessen Macht und Barmherzigkeit unendlich sind; er stützt sich auf Ihn und vertraut auf Ihn.

In einer Zeit, in der Hoffnungen erschüttert werden, ist die größte Charakterstärke, selbst zu einer Quelle der Hoffnung für andere zu werden, erschlaffte Willen wieder aufleben zu lassen und an jeden Ort eine Schale Hoffnung mitzunehmen.  Sich auf Hoffnung stützende, aktive Geduld zu beweisen und in jeder Situation das Nötige zu tun, ist das Merkmal eines wahrhaftigen Gläubigen.

Ein Gläubiger sollte sich stets an der Hoffnung aufrichten und, beginnend bei seiner unmittelbaren Umgebung, für alle in seinem Einflussbereich zur Quelle der Hoffnung werden. Sich ausschließlich von den gegenwärtigen, bedrückenden Umständen leiten zu lassen, gehört zu den wichtigsten Ursachen der Hoffnungslosigkeit. Man darf Ereignisse nicht nur im Verhältnis von Ursache und Wirkung betrachten, sondern sollte auch versuchen, hinter den Vorhang der Weisheit zu blicken. Bestrebt zu sein, Geschehnisse in all ihren Facetten zu erfassen und sie ganzheitlich zu sehen, ist ebenfalls einer der bedeutendsten Beweggründe für Hoffnung. Es gibt zahlreiche Vorfälle, die zunächst hoffnungslos erscheinen, doch danach öffnen sich oft Korridore voller Zuversicht.

Möge unser unendlich barmherziger Herr uns gewähren, durch Hoffnung alle Schwierigkeiten zu überwinden. Amin!


[1] Sūre Yūsuf, 12:87
[2] Sūre El-Baqara, 2:37
[3] Sūre El-Baqara, 2:268
[4] Sūre Ez-Zumar, 39:53

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