بِسْمِ ﷲِالرَّحْمَنِ اارَّحِيم
وَمَنْ يُهَاجِرْ فِي سَبِيلِ اللَّهِ يَجِدْ فِي الْأَرْضِ مُرَاغَمًا كَثِيرًا وَسَعَةً وَمَنْ يَخْرُجْ مِنْ بَيْتِهِ مُهَاجِرًا إِلَى اللَّهِ وَرَسُولِهِ ثُمَّ يُدْرِكْهُ الْمَوْتُ فَقَدْ وَقَعَ أَجْرُهُ عَلَى اللَّهِ وَكَانَ اللَّهُ غَفُورًا رَحِيمًا
Wer auch immer auswandert für Gottes Sache, findet auf Erden viele Zufluchtsorte und reichlich bemessenen Wohlstand. Wer sein Haus verlässt und für Gott und Seinen Gesandten auswandert und es ereilt ihn dann der Tod (während er unterwegs ist), dessen Lohn obliegt ganz gewiss Gott. Gott ist vergebend, barmherzig.
(Sure 4 Vers 100)
إِنَّمَا الْأَعْمَالُ بِالنِّيَّاتِ وَإِنَّمَا لِكُلِّ امْرِئٍ مَا نَوَى، فَمَنْ كَانَتْ هِجْرَتُهُ إِلَى اللّٰهِ وَرَسُولِهِ فَهِجْرَتُهُ إِلَى اللّٰهِ وَرَسُولِهِ، وَمَنْ كَانَتْ هِجْرَتُهُ لِدُنْيَا يُصِيبُهَا أَوِ امْرَأَةٍ يَتَزَوَّجُهَا فَهِجْرَتُهُ إِلَى مَا هَاجَرَ إِلَيْهِ
„Die Handlungen bemessen sich nach den Intentionen und jedermann steht das zu, was er beabsichtigt hat. Wer also seine Auswanderung um Gott und Seines Gesandten Willen unternommen hat, dessen Auswanderung gilt für Gott und Seines Gesandten. Wer aber seine Auswanderung unternommen hat, um etwas Weltliches zu erreichen oder eine Frau zu heiraten, dessen Auswanderung gilt für das, was er mit seiner Auswanderung beabsichtigt hat.“
(Buḫārī, bede’e el- waḥy, eymān 23)
Ehrenwerte Musliminnen und Muslime! Unsere heutige Predigt handelt von der Hidschra also der Auswanderung.
In der islamischen Terminologie bezeichnet Hidschra die gesegnete Auswanderung, die der Gesandte Gottes ( F.s.m.I) im Jahr 622 zusammen mit seinen Gefährten von Mekka nach Medina unternahm, um den Islam in einer angenehmeren Umgebung zu leben.
Die Auswanderung ist eine der wichtigsten Realitäten der Menschheitsgeschichte. Diese wurde auf beste Art und Weise durch die Gefährten des Propheten sowie durch die Jünger repräsentiert. Es kann gesagt werden, dass wir heute eine Hidschra auf einer Stufe erleben, die ihnen nah ist.
Der Gesandte Gottes sagte zu jedem, der den Glauben in Mekka angenommen hat, dass eine Bereitschaft zur Auswanderung ebenso da sein muss. Als würde er, während dem Handdruck auf eine Waagschale den Glauben legen und auf die andere Waagschale die Auswanderung. Aus diesem Grund, wurde die Auswanderung, auch wenn sie nicht als eine Voraussetzung für den Glauben gesehen wurde, wurde sie als eine unentbehrliche Dimension des islamischen Glaubens betrachtet.
Die Auswanderung ist ein bedeutendes Ereignis in der Zeit der Glückseligkeit (zur Lebenszeit des Propheten F.s.m.I und der Gefährten). Der letzte Baustein wurde erst durch die Auswanderung gesetzt. Als während der Kalifatszeit von Umar ibn al-Khattab nach einem Anfangspunkt für die Zeitrechnung gesucht wurde, standen Ereignisse wie die Geburt des Propheten, seine Berufung zum Propheten, und viele andere wertvolle Ereignisse zur Auswahl. Dass die Auswanderung als Anfangspunkt der Zeitrechnung gewählt wurde, ist eine Angelegenheit, die besondere Beachtung verdient. Denn die Auswanderung wurde als der Hauptgrund für alle Schönheiten und Entwicklungen in der Geschichte des Islam betrachtet.
Die Auswanderung Noahs (F.s.m.I) war auf dem Lande sowie auf dem Meer. Abraham (F.s.m.I) wanderte in Babylon, im Hedschas, in Kanaan herum… Jesus (F.s.m.I) wurde auch “Messias” genannt, was unter anderem “der Reisende” bedeutet. Durch seine langen Reisen hat er, obwohl einer von ihnen ihn verriet, zwölf Apostel gewonnen und versucht, das heilige Amt, das Gott ihm anvertraut hatte, mit ihnen zu tragen.
Gott, der Erhabene, hat viele bedeutende Gelehrte zur Auswanderung veranlasst, was zeigt, dass die Auswanderung ein göttliches Gesetz ist. Es scheint keinen großen Visionär mit einer bedeutenden Mission zu geben, der nicht die Auswanderung vollzogen hat. Imam Ghazali ist weit gereist, und Imam Rabbani unternahm ständig Reisen durch ganz Indien. Soziologen haben festgestellt, dass nahezu alle Zivilisationen auf der Erde von wandernden Individuen und Gemeinschaften gegründet wurden.
Es gibt keinen festgesetzten Lohn für die Auswanderung, die im Namen Gottes oder des Propheten vollzogen wird. Wahrscheinlich wird der Lohn solcher Handlungen im Jenseits als Überraschung erscheinen. Engel schreiben diese Wohltaten nieder, doch die Belohnung obliegt allein Gott. Unser Prophet (F.s.m.i) spricht vom Lohn eines Auswanderers, der in schwierigen Zeiten dem Satan nicht folgt, wie folgt: „Wer dem Satan nicht gehorcht und die Dinge tut, zu denen er sich entschlossen hat, dem wird Gott das Paradies als sein Recht gewähren.“ (en-Nesāʾī, Djihād 19)
Für die Auswanderer sind folgende zwei Punkte wichtig:
1. Die Auswanderung der Prophetengefährten
Die Prophetengefährten haben während ihrer Auswanderung von Mekka nach Medina alles hinter sich gelassen. Sie haben keine Gedanken an die zurückgelassenen Sachen verschwendet. Dabei war Mekka sowohl in wissenschaftlicher als auch in wirtschaftlicher Hinsicht eine der zivilisiertesten Städte der damaligen arabischen Halbinsel. Sie hatten Mekka so sehr aus ihren Gedanken verbannt, dass die Auswanderer, die später aus verschiedenen Gründen nach Mekka kamen, vor Angst zitterten, wenn sie dort krank wurden. Sie fürchteten, in Mekka zu sterben und betrachteten ihre Auswanderung als unvollständig.
Im Jahr der Abschiedspilgerfahrt erkrankte Saʿd ibn Ebī Waqās (Gott habe Wohlgefallen an ihm) in Mekka. Er fürchtete sich davor, dort zu sterben, und sagte zum Propheten (F.s.m.I), der ihn besuchte: „Oh Gesandter Gottes, werden etwa meine Freunde nach Medina zurückkehren, während ich hier bleibe? Werde ich etwa hier sterben?“ Der Gesandte Gottes (F.s.m.I) antwortete: „Nein, du wirst nicht hier bleiben. Ich hoffe bei Gott darauf, dass du noch lange leben und für das Wohlgefallen Gottes Wohltaten verrichten wirst.“ Im weiteren Verlauf betete der Prophet (F.s.m.I): „Oh mein Herr! Vollende die Auswanderung meiner Gefährten. Lasse ihre Auswanderung nicht unvollendet und lasse sie zurückkehren.“ Obwohl Mekka so heilig und gesegnet war, war die Furcht, außerhalb des Landes der Auswanderung zu sterben, für die Gefährten in jedem Augenblick eine Quelle großer Angst.
2. Die Erwartungen der Auswanderer
Die Auswanderer sollten diese ehrenvolle Aufgabe ohne jegliche Erwartung erfüllen. Nur so kann erwartet werden, dass Gott im Austausch für die Dinge, die um der Hidschra willen aufgegeben wurden, große Gaben gewährt. Ja, Gott kann je nach Aufrichtigkeit der Absicht manchmal das Aufgegebene einmal, zehnmal, hundertmal oder tausendmal ersetzen. Noch einmal sei daran erinnert, dass die einzige Bedingung dafür ist, keine Erwartungen zu haben. Wenn Gott trotzdem verschiedene Gaben und Wohltaten gewährt, sollte der Mensch sagen: „Unser Herr hat es so gewollt, dass Er uns dies geschenkt hat,“ und in tiefer Dankbarkeit demütig sein.
Jeder wird gemäß der Überlieferung: „Die Handlungen bemessen sich nach den Intentionen und jedermann steht das zu, was er beabsichtigt hat,“ seiner Intention nach einen Lohn erlangen und mit seiner reinen Absicht seinen Platz hinter den ersten Auswanderern – so Gott will – einnehmen. Glücklich sind diejenigen, die die Hidschra aufrichtig vollziehen und sich im Jenseits hinter den Gefährten niederlassen. Gesegnet seien jene, die durch den Austausch und die Verbindung mit Menschen unterschiedlicher Ansichten Brücken der Freundschaft bauen!