
بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمَنِ الرَّحِيمِ
وَالَّذينَ جَاؤُ مِنْ بَعْدِهِمْ يَقُولُونَ رَبَّنَا اغْفِرْ لَنَا وَلِاِخْوَانِنَا الَّذينَ سَبَقُونَا بِالْايمَانِ وَلَا تَجْعَلْ في قُلُوبِنَا غِلًّا لِلَّذينَ اٰمَنُوا رَبَّنَا اِنَّكَ رَؤُفٌ رَحيمٌ
„Und all diejenigen, die nach ihnen kommen (und in ihren Fußstapfen folgen), beten: “O unser Herr! Vergib uns und unseren Brüdern (und Schwestern) in der Religion, die uns im Glauben vorangegangen sind, und lasse unsere Herzen keinen Groll gegen irgendwelche der Gläubigen hegen. O unser Herr! Du bist der Vergebende, der Barmherzige (insbesondere gegen Deine gläubigen Diener).”
Sure Haschr 59/10
Ehrenwerte Musliminnen und Muslime, unsere heutige Predigt handelt von fünf Plagen, denen Gläubige ausgesetzt sein könnten. Unsere Gelehrsamkeit warnt die Menschen, welche auf dem Weg Gottes eifern, vor fünf Plagen. Denn jede einzelne dieser Plagen ist eine Krankheit, welche das spirituelle Herz befallen und töten können.
Die 1. Plage ist es, ein Muslim der Legenden zu sein:
Damit ist das ständige Preisen der vorangegangenen Menschen gemeint, diese ständig zu erwähnen und damit zu preisen ist eine Krankheit, sofern nicht nach ihrer Lebensweise gestrebt wird. Sich ständig mit den Legenden der Gottesfreunde zu trösten, aber nicht danach zu streben auch ein Gottesfreund zu werden, ist eine große Plage. Ein Mensch der sowohl am Tage als auch in der Nacht für Gott eifert, sollte versuchen, die Lebensart der Menschen zu erreichen, die er bewundert und deren Spiritualität er mit Bewunderung erzählt. Etwa zu erzählen, dass jener 100 freiwillige Gebete in der Nacht verrichtete, oder dass jemand das halbe Jahr fastete, ohne danach zu streben, ist zweifelsfrei eine spirituelle Krankheit im Herzen. Dieser Punkt bezieht sich nicht nur auf die Spiritualität oder des religiösen Lebens, er bezieht sich auf alle Bereiche des Lebens. Islamische Gelehrte haben einen wichtigen Beitrag zur Wissenschaft geleistet, damit zu prahlen und sich zu trösten, ohne sich aber mit Liebe zur Wissenschaft zu widmen und faul da zu sitzen ist für uns eine Plage.
Die 2. Plage handelt davon, den Großen nicht als Groß zu schätzen
Die eigene Selbstverherrlichung kann manchmal dazu beitragen, dass der Mensch sich selbst auf dem gleichen Niveau der großen Persönlichkeiten des Islams sieht.
Ehrenwerte Musliminnen und Muslime, sehet ein, dass wir niemals so wie Imam Ebu Hanifa, Imam Schafii, Ahmed ibn Hanbel, oder wie Bahāʾu d-Dīn Naqschbendī oder Abdulqādir Geylānī sein können. Es obliegt uns, die Grenzen zu kennen und die notwendigen Anstrengungen und Bemühungen zu unternehmen, um ihr Niveau zu erreichen.
Die 3. Plage besteht darin, den eigentlichen Sinn zu vergessen
Um den Dienst an die Menschen heranzutragen, kann es manchmal notwendig sein, bestimmte Anlässe und Mittel zu gebrauchen. Diese Anlässe und Mittel sind auf dem Weg des Wohlgefallen Gottes legitim, insofern sie für den Dienst an die Menschheit benutzt werden. Diese Anlässe oder Mittel als eigentliches Ziel zu definieren, oder den eigentlichen Sinn zu vergessen, ist ein Übel. Mit anderen Worten: Wenn die Mittel nicht für den Dienst am Menschen benutzt werden, dennoch neue Einrichtungen eröffnet bzw. neue Gegenstände beschaffen werden, so haben die Mittel dann den Zweck ersetzt, was für die Gläubigen eine Plage ist.
Die 4. Plage ist die Handlung nach eigenem Gutdünken bzw. ohne Beratung oder Meinungsaustausch
Wenn Menschen, die durch den Dienst am Menschen nach dem Wohlgefallen Gottes streben, nur auf ihren eigenen Wissensstand, und ihrer eigenen Auffassung vertrauen und selbständig Handeln, so begehen sie ein Übel. Auch wenn ein Mensch ausgiebiges Wissen hat, sollte er dennoch offen für eine gegenseitige Beratung sein. Der Prophet (Fsmi) erwähnt: „Wer sich beraten lässt, verliert nicht.“
Die 5. Plage ist der Verlust der Liebe zum Glauben und zum Koran
Dieses Übel trägt dazu bei, dass Gläubige nicht nur langsam die Begeisterung zu ihrer Religion verlieren, sondern auch den Eifer für den Dienst am Menschen. Es ist eine Plage, wenn die Liebe und die Begeisterung, dem Glauben und dem Koran zu dienen, erlöschen, oder wenn der Wunsch, für die vorübergehenden Schönheiten der Welt zu leben, so stark ist, dass sie die Seele beherrscht.
Oh Herr, schütze uns vor diesen oder ähnlichen Plagen. Leite uns den rechten Weg und halte unsere Herzen am Leben.
Amen!