Der Monat Ramadan und unsere Gottesdienste (1)

بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمَنِ الرَّحِيمِ

يَا اَيُّهَا الَّذينَ اٰمَنُوا كُتِبَ عَلَيْكُمُ الصِّيَامُ كَمَا كُتِبَ عَلَى الَّذينَ مِنْ قَبْلِكُمْ لَعَلَّكُمْ تَتَّقُونَ

„O ihr, die ihr glaubt! Das Fasten ist euch vorgeschrieben, so wie es denen vorgeschrieben war, die vor euch waren, damit ihr Gottes Schutz (vor der Versuchung durch körperliche Begierden) verdient und Gottesfürchtigkeit erlangt.“

Sure 2 Vers 183

Ehrenwerte Musliminnen und Muslime! Unsere heutige Predigt handelt von einigen Gottesdiensten, die im Monat Ramadan mit Sorgfalt verrichtet werden sollten.

Unser Prophet (Fsmi) sprach zu seinen Gefährten in einer Predigt, kurz vor dem Monat Ramadan wie folgt: „Oh ihr Menschen! Der Schatten eines erhabenen und gesegneten Monats hat euch erreicht. Dies ist ein Monat, in dem sich die Nacht der Bestimmung (Leilet el-Qadr) befindet, die besser ist als tausend Monate. Gott hat es bestimmt, die Tage dieses gesegneten Monats mit dem obligatorischen Fasten und die Nächte mit freiwilligen Hauptgebeten zu bereichern. Wer in diesem Monat eine freiwillige gute Tat verrichtet, erhält die Belohnung, als hätte er in einem anderen Monat eine obligatorische Tat erfüllt. Wer in diesem Monat eine verpflichtende Tat verrichtet, erhält die Belohnung, als hätte er sie in anderen Monaten siebzigmal getan. Dieser Monat ist der Monat der Geduld, und die Belohnung für die Geduld ist das Paradies. Es ist der Monat des Teilens und der gegenseitigen Hilfe. In diesem Monat werden die Gaben des Gläubigen vermehrt. Wer in diesem Monat einem Fastenden das Fastenbrechen ermöglicht, dem wird dadurch die Vergebung seiner Sünden und die Befreiung aus der Hölle zuteil. Er erhält denselben Lohn wie der Fastende, ohne dass dessen Belohnung dadurch gemindert wird.“

Unser Prophet (Friede sei mit ihm) sprach weiter:

„Der Beginn dieses Monats ist Barmherzigkeit, seine Mitte ist Vergebung, und sein Ende ist die Befreiung aus der Hölle. In diesem Monat sollt ihr vier Dinge besonders oft tun. Die ersten beiden – das fortwährende Sprechen des Glaubensbekenntnisses und das Bitten um Vergebung –  führen zur Zufriedenheit eures Herrn, und auf die anderen beiden könnt ihr nicht verzichten, nämlich das Flehen um das Paradies und das Suchen von Zuflucht vor der Hölle. Wer einen Fastenden speist und tränkt und ihn dadurch erfreut, dem wird Gott am Tag des Jüngsten Gerichts von meinem Wasserbecken einen solchen Trunk geben, dass er bis zum Eintritt ins Paradies keinen Durst mehr verspüren wird.“ (Ibn Khuzeyma, eṣ – Ṣaḥīḥ 3/91)

Der Ramadan ist eine Zeit der Gottesdienste, die sowohl die Nacht als auch den Tag umfasst – eine spirituelle Jahreszeit, ein Lager er Besinnung der Gottesdienerschaft, eine Zeit des spirituellen Trainings und der inneren Formung durch verschiedene Gottesdienste.

Der Ramadan ist die Zeit, in der der Mensch seine innere Stimme und sein Gewissen vertieft, eine Saison der Großzügigkeit und des sozialen Miteinanders.

Ein Muslim erhöht in diesem Monat seine spirituelle Hingabe durch das Fasten am Tag, das Rezitieren des Korans. In den Nächten steigert er seine Gottesdienerschaft durch das Terāwīḥ-Gebet. Indem er Herz und Seele auf eine höhere Ebene des spirituellen Lebens hebt, bemüht er sich, Gott näher zu sein und seine Gottesdienste mit größerer Tiefe und Sensibilität zu verrichten.

Wir sollten uns einerseits durch das Fasten der Engelhaftigkeit annähern und andererseits die wichtigste Nahrung der Seele – den Koran – vermehrt rezitieren sowie unsere Hauptgebete mit besonderer Sorgfalt verrichten. Eines der wichtigsten Ziele der Islamischen Glaubenslehre ist es ohnehin, dass die Werte des Glaubens mit der menschlichen Natur verschmelzen. Der Weg dorthin führt über das Leben nach den Geboten der Religion, insbesondere über das bewusste und gefühlvolle Verrichten der Gottesdienste.

Der Monat Ramadan ist eine spirituelle Übung, die darauf abzielt, die menschliche Natur mit der Anbetung in Einklang zu bringen. Besonders das für diesen Monat charakteristische Terāwīḥ-Gebet ist von großer Bedeutung. Neben den vielen Weisheiten, die wir kennen oder nicht kennen, gewöhnt es die Seele des Menschen, die sich nicht leicht mit dem Gottesdienst anfreunden kann, an den Gottesdienst. Es macht die Gottesdienste zu einem festen Bestandteil der menschlichen Natur, zu einer inneren Tiefe und führt so zur Verschmelzung mit der Gottesdienerschaft.

Die Wichtigkeit und die Tugend des Terāwīḥ Gebets mit der Gesamtlesung des Korans. Unser geliebter Prophet (F.s.m.i) hat in seinem gesegneten Leben neunmal im Monat Ramadan gefastet. Der Gesandte Gottes (F.s.m.i) hat das Terāwīḥ-Gebet einige Nächte lang in der Moschee mit seinen Gefährten verrichtet, später jedoch aus Sorge, es könnte zur Pflicht werden, es nicht mehr in der Gemeinschaft gebetet, sondern allein in seinem Zimmer verrichtet. Wir wissen nicht, wie und mit wie vielen Khatm (Vollendungen des Korans) der Prophet das Terāwīḥ-Gebet in seinem Zimmer verrichtet hat.

Eines Nachts im Ramadan ging der Gesandte Gottes (F.s.m.i) in die Moschee und sah Menschen, die in einer Ecke der Moschee beteten. Er fragte: „Was machen die?“ Einer der Anwesenden antwortete: „Das sind Menschen, die den Koran nicht vollständig auswendig gelernt haben, also keine Hāfiẓ sind. Ubeyy Ibn Ka’b leitet sie im Gebet mit dem Khatm.“ Daraufhin äußerte der Prophet (F.s.m.i) freudig: „Sie haben das Richtige getan, wie schön ist das, was sie tun!“ (Ebū Dawūd, Ramadan, 1)

Unsere Mutter Aisha (Gott habe Wohlgefallen an ihr) berichtete: Der Gesandte Gottes (Fsmi) ermutigte dazu, die Ramadan-Nächte mit dem Terāwīḥ-Gebeten zu nutzen, und sagte: „Gott hat das Fasten im Ramadan zur Pflicht gemacht. Das Gebet in den Ramadan-Nächten ist meine Sunna. Wer im Glauben und in der Hoffnung auf den Lohn Gottes aufrichtig fastet und das Nachtgebet (Terāwīḥ) verrichtet, der wird von seinen Sünden so rein sein, wie an dem Tag, an dem er geboren wurde.“ (en- Nesāʾī, ṣiyām 40)

Für Muslime, die die Möglichkeit und die Gelegenheit haben, ist es sehr verdienstvoll, das Terāwih-Gebet mit einer kompletten Rezitation des Korans zu verrichten. Tatsächlich benötigt man für ein ordnungsgemäß verrichtetes Nachtgebet und Terāwīḥ-Gebet mindestens 45 Minuten. Das Terāwīḥ-Gebet auf diese Weise dauert durchschnittlich 1 Stunde und 15 Minuten. Der Unterschied beträgt also nur etwa 30 Minuten. Eine halbe Stunde ist nicht zu viel für ein so verdienstvolles Gebet.

Nur in den freiwilligen Hauptgebeten haben Imam Ebū Yūsuf, Imam Schafiʿi, Imam Malik und Ahmad ibn Hanbal das Rezitieren durch ablesen aus dem Buch für erlaubt erklärt.

Das Terāwīḥ-Gebet ist eine Sunna unseres Propheten (Fsmi) und durch den Konsens der Gelehrten bestätigt. Zur Zeit von Umar wurde es in der Gemeinschaft verrichtet, und diese Sunna hat sich bis heute unverändert fortgesetzt.

Wenn unsere Häuser geeignet sind, lasst uns den Koran laut, langsam und deutlich lesen. Falls wir vergessene Auswendiglernpassagen haben, sollten wir sie erneut lernen, um uns im Jenseits von der Verantwortung zu befreien und höhere spirituelle Ränge zu erreichen. Nehmen wir uns Zeit, den Koran mit erklärender Übersetzung und Tafsir zu lesen. Denn der Koran ist die größte Gabe der göttlichen Barmherzigkeit an den menschlichen Verstand und zur Erkenntnis bestimmt, um verstanden und vermittelt zu werden. Ihn zu rezitieren und seine Bedeutung zu verstehen, ist sowohl eine Pflicht als auch ein Zeichen der Wertschätzung. Den Koran zu erklären bedeutet, seine Botschaft mit Respekt und Treue den Herzen zu überbringen, die auf sein Licht angewiesen sind.

Möge der erhabene Gott uns zu den Dienern machen, die den Segen und die Fülle des gesegneten Ramadan-Monats nutzen. Amin!

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