Das Fest der Annäherung

بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمَنِ الرَّحِيمِ

وَلِكُلِّ أُمَّةٍ جَعَلْنَا مَنْسَكًا لِيَذْكُرُوا اسْمَ اللَّهِ عَلَى مَا رَزَقَهُمْ مِنْ بَهِيمَةِ الْأَنْعَامِ فَإِلَهُكُمْ إِلَهٌ وَاحِدٌ فَلَهُ أَسْلِمُوا وَبَشِّرِ الْمُخْبِتِينَ

Wir haben für jede gläubige Gemeinschaft die Opferung als ein Werk des Gottesdienstes festgelegt, das zu einer bestimmten Zeit und an einer bestimmten Stätte zu vollziehen ist. Deshalb sollen sie den Namen Gottes über dem aussprechen, womit Wir sie versorgt haben an Herdenvieh (während sie es opfern). Und (seid dessen eingedenk, dass) euer Gott der Eine und Einzige Gott ist, deshalb gebt euch nur Ihm allein hin. Und verkünde frohe Botschaft den zutiefst andächtigen, demütigen Dienern.

(Sure 22 Vers 34)

Ehrenwerte Musliminnen und Muslime! Unsere heutige Predigt handelt von dem Gottesdienst der Schächtung (Kurban) eines Tieres, was als Anlass zur Annäherung an Gott und den Menschen verstanden wird.

Kurban kann als Opfer übersetzt werden. Lexikalisch bedeutet es „sich Gott nähern oder etwas, das dazu beiträgt, Gott nahe zu sein“. In der islamischen Terminologie wird es definiert als: „ein Tier was geschlachtet wird, das bestimmte Bedingungen erfüllt, zu einer bestimmten Zeit mit der Absicht der Anbetung Gottes“.

Der erste Opferdienst begann mit dem Propheten Adam (Friede sei mit ihm). Damals konnten Opfer auch in verschiedenen Formen dargebracht werden, nicht nur durch das Schlachten von Tieren. Der Koran teilt uns mit, dass das Opfer eines von Adams (F.s.m.i) beiden Söhnen, das er aus dem Wertvollsten, das er besaß, darbrachte, von Gott angenommen wurde, während das Opfer des anderen Sohnes, das er aus dem Wertlosesten seines Besitzes darbrachte, von Gott nicht angenommen und zurückgewiesen wurde.

Das Opfer wurde durch die Gnade Gottes in das heutige Format umgewandelt, nachdem der Prophet Abraham und der Prophet Ismael ( Friede sei mit beiden) ihre große Prüfung erfolgreich bestanden hatten.

Das Opfer ist ein Ausdruck von Opferbereitschaft und Hingabe auf dem Weg, das Wohlgefallen Gottes zu erlangen. Diese Opferbereitschaft und Hingabe haben mit dem Propheten Abraham und Ismael (Friede sei mit beiden) ihren Höhepunkt erreicht und sind zu einem Symbol geworden. Der Koran stellt den Gläubigen ihre Opfergeschichte als eine Perspektive der Hingabe und des Gehorsams gegenüber den Geboten Gottes vor.

Ismael (F.s.m.i) hatte in den Augen seines Vaters eine besondere Stellung. Erstens war er das erste Kind von Abraham ( Fsmi). Zweitens zeigte er vollständige Hingabe, als ihm befohlen wurde, geopfert zu werden. Drittens stammen der Kern und die Frucht des Daseins, unseres Propheten (Friede sei mit ihm), aus seiner Nachkommenschaft. Aus diesen Gründen hatte Abraham (F.s.m.i) eine besondere Zuneigung zu ihm. Sie ließen sich zusammen im Hidschas nieder und bauten die Kaaba auf ihren alten Fundamenten wieder auf.

Das Opfer ist ein Dank für die Gaben der Vergangenheit und Gegenwart, ein Blitzableiter für mögliche Gefahren und Unglücke in der Zukunft, ein Mittel zur Gewinnung von Herzen und damit auch ein Mittel zur Erlangung des göttlichen Wohlgefallens.

Der Prophet (Friede sei mit ihm) opferte während der zehn Jahre nach der Hidschra immer wieder und forderte auch seine Gemeinschaft auf, dies zu tun (Tirmizi Edahi, 11).

Begleitende zu diesem Thema und der Wichtigkeit dessen können folgende Aussagen des Propheten (Friede sei mit ihm) sein:

  1. „Eine Person, die wohlhabend ist (nach religiösen Maßstäben als reich gilt) und kein Opfer darbringt, soll sich nicht unserem Gebetsplatz nähern.“ (Tirmizi Edahi, 11)
  2. „Am Tag der Annäherung hat der Mensch vor Gott nichts Lieberes getan als ein Opfer darzubringen.“ (Tirmizi, Edahi 1)
  • Der Prophet (Friede sei mit ihm) opferte am Tag der Annäherung ein Rind für Aischa. (Cem’ül Fevaid/ Kurban /H. Nr: 3834)
  • Ein für Gottes Wohlgefallen geopfertes Tier wird am Tag des Jüngsten Gerichts als Reittier für den Besitzer auf der schwierigen Sirat-Brücke dienen. Der Prophet (Friede sei mit ihm) sagte: „Wählt das beste und schönste Tier zum Opfer aus, denn es wird euch auf der Sirat-Brücke als Reittier dienen.“ (Münavî, Feyzu’l-Kadir, 1/496.)
  • Während der Abschiedspilgerfahrt opferte der Prophet (Friede sei mit ihm) 100 Kamele. Davon schlachtete er 63 Kamele eigenhändig, und 37 Kamele wurden von Ali (Gott habe Wohlgefallen an ihm) geschlachtet. Der Prophet (Friede sei mit ihm) opferte einige Tiere auch stellvertretend für diejenigen aus seiner Gemeinschaft, die kein Opfer darbringen konnten. (Taberanî, Mucemu’l-Kebir, 3/182)
  • „Oh Menschen, es ist Pflicht, dass jedes Jahr jede Familie ein Opfer darbringt.“ (İbn Mâce, “Eḍâḥî”, 2; Tirmizî, “Eḍâḥî”, 18), betonte der Prophet (Friede sei mit ihm) und unterstrich die Notwendigkeit dieser Handlung. Der Prophet (Friede sei mit ihm) unterließ es niemals, ein Opfer darzubringen. Diese und ähnliche Beweise werden herangezogen, um die Pflicht des Opfertiers hervorzuheben.

Der ehrwürdige Ali (Gott habe Wohlgefallen an ihm ) opferte zwei Schafe, eines für den Propheten (Friede sei mit ihm). Als man ihn nach dem Grund fragte, sagte er: „Der Prophet hat mir befohlen, für ihn zu opfern, solange ich lebe.“ (Ebu Davud, Edahî, 1). Die Tatsache, dass der Prophet (Friede sei mit ihm) Ali beauftragt hat, für ihn zu opfern, zeigt, dass er dies sehr schätzte. Daher wäre es für diejenigen, die es können, sehr angebracht, auch für unseren geliebten Propheten zu opfern. (Tehanevî, İ’laüs’Sünen)

Bezüglich der Pflicht zur Opferung sind Abu Hanifa und Abu Yusuf sowie die Malikitische und Hanbalitische Rechtsschule einig, dass es keine geistige Reife und keine Pubertät bedarf. Es ist notwendig, dass die gesetzlichen Vertreter für minderjährige Kinder und geistig Behinderte, die über die erforderlichen finanziellen Mittel verfügen, ein Opfer darbringen. (Diyanet Vakfı İslam Ansiklopedisi, İslamda Kurban, Prof. Ali Bardakoğlu)

Wie man nach dem Tod eines Menschen Almosen gibt oder eine Pilgerreise unternimmt, kann auch ein Opfer dargebracht werden, um die Belohnung dem Verstorbenen zuzuschreiben. Darüber hinaus ist es ein Zeichen der Treue, wenn wir unsere Mittel nutzen, um für die heutigen „Josephs“ Opfer zu bringen, damit Gott ihnen ebenso wie Ismael (F.s.m.i) Rettung gewährt.

Das Opfern ist durch das Buch, die Sunna und den Konsens der Gelehrsamkeit bekräftigt. Laut Abu Hanifa ist das Opfern obligatorisch. Wer dies unterlässt, begeht eine Sünde und wird im Jenseits bestraft.

Laut Imam Schafi’i ist das Opfern eine Sunna, die der Prophet ( F.s.m.i) nie unterlassen hat. Bei den Schafiiten entspricht so eine Sunna der Verpflichtung bei den Hanafiten. Im Endeffekt kommen beide großen Rechtsschulen zum selben Urteil.

In der heutigen Zeit hat uns Gott Geduld und Ruhe gegeben und uns vor möglichen Fehlern bewahrt. Schließlich hat Er uns „in das Gewächshaus der Prüfungen“ aufgenommen und uns die Möglichkeit gegeben, weltweit zu dienen. Angesichts der unzähligen, unermesslichen Gaben Gottes sollten wir nach Möglichkeiten suchen, unseren Dank auszudrücken, indem das Fleisch des geopferten Tieres an bedürftige verteilt wird. Das Opfern ist eine gottesdienstliche Handlung. Es ist angemessener, so viele Opfer wie möglich zu bringen, anstatt dies auf kostengünstige Weise zu erledigen.

Anstatt nach Ausreden zu suchen, sollten wir uns stets Gott nähern durch Opfergaben und Wohltaten, denn Gott hat uns die Möglichkeit gegeben, in solch einer schönen Umgebung zu leben und der Menschheit zu dienen.

Heute hat das Opfern eine noch wichtigere Bedeutung erlangt. An verschiedenen Orten der Welt ist es zu einem wichtigen Mittel geworden, um Herzen zu erreichen. Die Opfer, die an Bedürftige gehen, sind nicht nur einige Kilo Fleisch, sondern haben überall, wo sie ankommen, Brücken der Herzen gebaut.

Besonders für die Unschuldigen, deren Ehemänner im Gefängnis sind, und für die Armen in den ärmsten Ländern der Welt, stellt das Opfer eine kleine, aber bedeutende Geste dar.

Das Opfern lehrt uns eine wichtige Tugend wie Großzügigkeit. Der Großzügige ist den Menschen, dem Paradies und Gott nahe und von der Hölle fern. Das Opfern schützt den Gläubigen vor der gefährlichen Krankheit des Geizes. Der Geizige ist von den Menschen, dem Paradies und Gott fern und der Hölle nahe.

Wenn wir die Praktiken und Hadithe des Propheten (Friede sei mit ihm) berücksichtigen, können wir sagen, dass diejenigen, die heute entsprechend ihrer Möglichkeiten zehn, hundert oder sogar hunderte von Opfern bringen, eine Sunna wiederbeleben.

Das Opfern ist eine Form der Spende. Es ist eine gottesdienstliche Handlung, die dem Propheten (Friede sei mit ihm) sehr wichtig war. Wer bisher nur ein Opfer gebracht hat, sollte, wenn möglich, zwei bringen; wer es sich leisten kann, sollte drei bringen und sie dorthin schicken, wo sie benötigt werden. Jeder, der die Möglichkeit hat, sollte insbesondere den Menschen die in diesem Land leben, die auf Hilfe warten, eine Freude machen. Dies bezeugt den Glauben und ist eine Pflicht eines gläubigen Menschen.

Die Feiertage im Sinne unseres Lebenszwecks zu erleben, kann zu Belohnungen führen, als ob man den Hadsch vollzieht. Zum Beispiel: Die Gläubigen, die sich am Tag der Annäherung um die materiellen und spirituellen Bedürfnisse der Bedürftigen kümmern, könnten Belohnungen erlangen, die den Belohnungen derjenigen entsprechen, die zu dieser Zeit in Arafat und Muzdalifa sind… (Fas. Fasıla, 2/147)

Unser Gebet an unseren Herrn ist: Möge Er die Bedürfnisse der benachteiligten Familien so erfüllen, dass sie nicht auf Fremde angewiesen sind. Möge Er uns in diesem Tag der Annäherung die Möglichkeit geben, den Bedürftigen  in diesem Land und in der Welt aufrichtig zu helfen.

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